Brigk und Quartier G

Führung im Kavalier Dalwigk am 24. Juni 2024:

„Das Brigk und die Geschichte des Gießereigeländes“

Am 24. Juni wurde das neue Quartier „G“ genauer unter die Lupe genommen. Start für die 19-köpfige Gruppe unserer Kameradschaft war im Jetzt und Hier, im Kavalier Dalwigk, welches das Digitale Gründerzentrum brigk beherbergt. Es ist Anlaufstelle, Treffpunkt und Heimat für Entrepreneure und Kreative, digitale Nomaden und Startups in und um Ingolstadt. Die Führung erfolgte zunächst durch einen der Mitarbeiter des brigk.

„Mit unserem großen Eventspace, dem Trafohaus, sowie dem brigk Makerspace und unseren Workshopräumen bieten wir die Räumlichkeiten des Kavalier Dalwigk für unterschiedliche Zielgruppen an. Egal ob Firmenevents, Podiumsdiskussion oder für private Veranstaltungen – Solltest du einen besonderen Ort für dein nächstes Event suchen, an dem sich gleichermaßen hervorragend Nachdenken, Arbeiten, Diskutieren und Feiern lässt, ist das brigk die perfekte Location.“, heißt es auf der Interseite des brigk.

Interessant war es, dass der brigk Makerspace, mit seinen scheinbar schier unbegrenzten Möglichkeiten, wie auch Räumlichkeiten für Events, auch temporär durch Jedermann genutzt bzw. angemietet werden können.

Zu guter Letzt aber: Wofür steht brigk? Was heißt das? „Der Name ist ein Kunstwort, angelehnt an das englische Work „brick“ – den Begriff für Ziegel oder Backstein. Diese Referenz sowie die veränderte Schreibweise („gk“ anstatt „ck“ – derartige Abwandlungen sind in der Startup-Szene bei der Benennung von Unternehmen oder Produkten üblich) drücken die tiefe Verbindung zum späteren Standort im Kavalier Dallwigk aus. brigk ist somit ein Bekenntnis zu Ingolstadt und dem aus sichtbaren Ziegeln erbauten Kavalier Dallwigk, ohne jedoch den Namen des Bauwerks direkt zu nutzen.“, wurde uns erklärt und kann man so auch im Wortlaut auf der Internetseite des brigk finden.

Dann ging es zurück in die Geschichte. Ich selbst, als Autor dieses Artikels, durfte für die Organisation der Führung im brigk und den anschließenden historischen Exkurs verantwortlich zeichnen.

Nun ging es um Dalwigk und Raglovich, die Eselbastei sowie den Alten, den Jungen und den Neuen Esel. Der Start aber bereits im 16. Jahrhundert, mit dem Entschluss der  bayerischen Herzöge, allen voran Wilhelm IV., der mit dem Reinheitsgebot für Bier, Ingolstadt zur stärksten Festung ihres Landes auszubauen. Grundsteinlegung am Nordufer der Donau war 1539 auf dem heutigen Gießereigelände vor dem Neuen Schloss.

In der Nähe des Neuen Schlosses entstand u.a. die Eselsbastei, deren Grundmauern im Boden vor dem Maritim-Hotel nachgestellt sind. Von hier aus ist 1632 das Pferd des Schwedenkönigs, Gustav Adolf II. von einer Kanonenkugel getroffen worden – über eine Distanz von rund 1.400 Metern. Er befand sich nämlich in der Nähe des griechischen Restaurants Hermes in der Münchner Straße. Seitdem hat Ingolstadt seinen Schwedenschimmel.

Im Jahr 1800 wurde Ingolstadt von Truppen Napoleons besetzt und de jahrhundertealten Festungsanlagen gesprengt und eingeebnet. Doch bereits am 25.08.1834, am Namenstag König Ludwig I., folgte die Grundsteinlegung für den Festungsneubau dann auch am Nordufer, mit dem zentralen Bollwerk der neuen Fronte Raglovich und u.a. dem Kavalier Dalwigk in diesem Festungsabschnitts. Angebaut war die „Neue Eselbastei“, deren „Negativabdruck“ noch an der Donaufassade des Kavaliers Dalwigk und deren Fundamente auf der Terrasse vor dem Kavalier erkennbar sind. Clemens Baron von Raglovich und Franz Xaver Maria Freiherr von Dalwigk zu Lichtenfels waren bayerische Generäle in den Napoleonischen Kriegen.

Die Reste des Fundamentes der Neuen Eselsbastei

Ende des 19. Und Anfang des 20. Jahrhunderts: Geschützgießerei und Geschossfabrik

1875 zunächst als Filiale des Hauptlaboratoriums errichtet, verlegte man 1885 dorthin die Geschützgießerei von Augsburg. Die „Königlich Bayerische Geschützgießerei und Geschossfabrik“ wurde damit auf dem Gelände zwischen dem Neuen Schloss und dem Kavalier Dallwigk angesiedelt, den Erweiterungen des wachsenden Unternehmens fielen wiederholt Festungswerke zum Opfer. Für ein paar Jahrzehnte machte die Geschützgießerei zusammen mit der Geschossfabrik Ingolstadt nach Fertigstellung der Festung zum landesweit bedeutendsten Industriestandort und zum zentralen Waffenproduktionsplatz des jungen Königreichs Bayern. Ebenfalls im Ersten Weltkrieg entstand auf dem Gelände der Gießerei ein Bauwerk, das bis heute ein markantes Wahrzeichen blieb: der Wasserturm.

Nach Ende des I. Weltkrieges erfolgte die Umstellung auf Zivilproduktion 1919. Aus den Rüstungsbetrieben entstand ein weltweit agierender Lieferant für Gussteile und Spinnereimaschinen, die „Deutsche Spinnereimaschinenbau AG Ingolstadt“ (Despag). 1938 erfolgte die Übernahme der Aktienmehrheit der Despag durch SchubSa (Schubert & Salza aus Chemnitz), 1987 die Übernahme durch die Rieter Holding AG aus der Schweiz, ein Anbieter von Systemen zur Herstellung von Garnen. Am 28. Juli 1995 wurde jedoch der letzte Gussofen auf dem Gießereigelände abgeschaltet. Die Werkstore schlossen am 15. Februar 1996. 1997/98: Abbruch der Fabrikanlagen, Rest des Kavalier Dalwigk, Gießereihalle und Verwaltungsgebäude der Geschützgießerei sollten stehen bleiben (letzteres hat es nicht geschafft).

Und heute ist das Gießereigelände ein Campus für Forschung, Kreativität und Innovation. Im Kavalier Dalwigk ist seit 2016 das digitale Gründerzentrum brigk untergebracht. Ein mondänes Hotel, ein Kongresszentrum, zahlreiche Gebäude der Technischen Hochschule Ingolstadt, die AUDI-Akademie und das Museum für Konkrete Kunst und Design (MKKD), u.a. mit rund 2.000 m² Ausstellungsfläche unter der historischen Gießereihalle, sind bereits fertiggestellt bzw. sind noch im Bau.

Nach so viel Geschichte allerdings ging es dann zum Durchschnaufen und Verdauen der vielen Informationen zu einer gemütlichen guten Stunde ins Restaurant Reimanns an der Esplanade.

Bericht und Bilder: Udo Nagels

Gehe nach oben…

Der 24. Juni im Bild

Gehe nach oben…